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OCEAN7 2007-12

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In dieser Ausgabe von OCEAN7 finden Sie viele Tipps, die Segler wissen sollten. Von Regatta-Tricks bis hin zu den schönsten Winter-Revieren.

86 TexT Yvonne

86 TexT Yvonne Kienesberger foTo PrivAT frauen an bord – ein „grosses unglück”? in der letzten Ausgabe von oCeAn7 habe ich den alten Aberglauben „Frauen an bord bringen Unglück“ analysiert und bin dabei zu einem provokanten schluss gekommen. im zweiten Teil der serie gehe ich daher etwas versöhnlicher auf das Thema „Frau an bord“ ein. Teil 02 Weibliche ausnahmesituationen WÜNSCHeNSWeRT. Frau am steuer, nicht nur in der Pantry. im bild oCeAn7-redakteurin Yvonne Kienesberger. Als kleinen Trost für die Männer möchte ich kurz eine Sondersituation darstellen: Wie ist es, wenn die Frau als Teil eines Paares an Bord kommt? Ich muss zugeben, dass diese Konstellation doch einige Komplikationen mit sich bringt, die den schwer verdienten Urlaub schnell zum Scheidungsgrund machen könnten. Ein Segeltörn ist offenbar eine harte Bewährungsprobe für Beziehungen. Eine kurze Stelle aus einem Törnbericht dazu: Ein Freund fragt den anderen: „Wie lerne ich meine Freundin möglichst schnell wirklich kennen - bevor wir heiraten?“ Antwort: „Chartere ein Boot und geh mit ihr auf einen zweiwöchigen Törn.“ – Das Pärchen hat sich nach dem Segelurlaub getrennt und nie wieder gesehen … achtung – frau am Steuer Das Vertrauen der Männer in die Fahrkünste einer Frau scheint auch auf einem Schiff nur beschränkt gegeben zu sein. Ich möchte die Männer doch bitten, sich die Steuermanöver einer Frau erst einmal anzusehen und erst danach zu urteilen – und dabei NICHT darauf zu vertrauen, dass sie in fremden Ländern nicht verstanden werden! Als ich in Dingle (West-Irland) mit einer irischen Charteryacht anlegte und eine ganze Männercrew aus Wien auf einem Nachbarschiff lauthals mein Einparken kommentierte („Das kann ja nicht gut gehen!“), konnte ich es mir nicht verkneifen – nach dem sicheren Anlege-

service 87 manöver – auf gut oberösterreichisch zurückzuschnappen. Da war dann Stille auf dem Nachbarboot. Frauen in die Pantry Warum muss zusätzlich noch auf dem Schiff eine „Halbe-Halbe“-Diskussion geführt werden? Mittlerweile sollte es klar sein, dass auch die Frau das Ankermanöver fahren – und dass auch der Mann zumindest Spaghetti kochen kann! Starke Frauen auf See Da nichts so heiß gegessen wie es gekocht wird, darf ich darauf hinweisen, dass Frauen heute durchaus gern gesehene Mitkameraden auf Segelschiffen sind – und es sogar schon zu Zeiten des großen Aberglaubens waren. Historischen Berichten zufolge gab es weibliche Piraten (über die berühmten Piratinnen Anne Bonny und Mary Read siehe Kasten) ebenso wie Frauen, die z.B. in der britischen Marine ihren Dienst taten. Letztere versteckte man oder verleugnete einfach offiziell ihre Präsenz. Ros Hogbin schreibt in dem Buch „Mentale Stärke auf See“: „Eine dieser Frauen hieß ‚William Brown’ und machte 12 Jahre lang Karriere bei der Navy. Sie war bekannt dafür, dass sie bestens die Segel bedienen und Befehle erteilen konnte – und gleichzeitig den Respekt ihrer Kameraden genoss. Zur See fuhr sie nur deshalb, weil sie mit ihrem Mann über Geld gestritten hatte.“ Eigentlich haben wir uns doch alle gern Fragt man Skipper heute nach ihrer Meinung zu Frauen an Bord, so hört man sie meist nur schwärmen: „Frauen verändern das gesamte soziale Verhalten auf einem Schiff zum Positiven. Sie sind die ersten, die über ihre Gefühle reden und sagen, wenn ihnen etwas nicht passt. Sie sprechen auch über ihre Ängste und nehmen damit den Männern das Gefühl, immer Stärke beweisen zu müssen. Sind Frauen an Bord, kommt es zu einem ganz anderen Umgang untereinander, deftige Sprüche entfallen. Dabei stehen Seglerinnen ihren männlichen Kameraden um nichts nach.“ Zu guter Letzt möchte ich noch von einem „Frauentörn“ berichten, der mich wirklich beeindruckt hat. Wir lagen mit gemischter Crew in der Marina von Maretimo (siz. Insel), als eine Yacht in die Bucht einfuhr und sich anschickte, neben uns anzulegen. Auf der Yacht folgendes Bild: Sechs wunderschöne „Hättest du gekämpft wie ein Mann, …” Frauen in wirklich sehr knappen Bikinis, offensichtlich gerade beim Frühstücken; EIN Mann in Badehose (und mit einem unglaublichen „Sixpack“), der ein bisschen in Stress geriet, weil er das ganze Anlegemanöver ALLEINE fuhr! Die Frauen gingen ihm nicht einmal aus dem Weg, als er nach hinten stürzte, um die Mooring aufzunehmen – sie aßen seelenruhig weiter, lasen Zeitung oder cremten sich gegenseitig ein! Und was soll ich sagen? Wir Frauen konnten unserer männlichen Crew gar nicht böse sein, die in der Zwischenzeit alles, was sie gerade gemacht hatte, vergaß und nur mit großen Augen den herrlichen Anblick im Nachbarboot genoss – denn wir Frauen hatten in der Zwischenzeit alles vergessen, was wir gerade gemacht hatten und genossen den herrlichen Anblick im Nachbarboot ... Berüchtigt. Die beiden Piratinnen Anne Bonny und Mary Reed Anne Bonny kam als uneheliches Kind 1690 in Irland zur Welt. Um diese Schande zu vertuschen, wurde sie als Junge verkleidet und als entfernter Verwandter ausgegeben. Die Familie wanderte nach Amerika aus, wo der Vater ein angesehener und reicher Plantagenbesitzer wurde. Das Farmleben langweilte die junge Anne – sie trieb sich daher immer häufiger im Hafen von Charleston herum. Dort verliebte sie sich in den jungen Piraten James Bonny und heiratete ihn. Mit ihrem Mann schiffte sie sich in die damalige Hauptstadt der Piraten New Providence (heutiges Nassau) ein. Dort verliebte sie sich in den Piraten Jack Rackham und heuerte auf seinem Schiff an. Sie verkleidete sich als Mann, um in die Crew aufgenommen zu werden. Auf dem Schiff befreundete Anne sich schnell mit einem anderen Piraten – der sich schließlich auch als Frau herausstellte: Mary Reed. Gemeinsam mit Jack terrorisierten von nun an die beiden Piratenfrauen den karibischen Raum. 1720 konnten sie schließlich gefasst werden und wurden zum „Tode durch den Strick“ verurteilt. Die Frauen gaben an, schwanger zu sein und entkamen dem grausamen Urteil. Jack aber wurde erhängt. Die gleichgültigen Abschiedsworte seiner Geliebten Anne sind bis heute überliefert: „I am sorry to see you here, Jack, but if you’d fought like a man, you needn’t hang like a dog.“ Quellen Peter Noble u. Ros Hogbin: Mentale Stärke auf See. Aus Seglererfahrungen lernen, Verlag Heel (Januar 2002), 152 Seiten www.wikipedia.de Halle 13, Gemeinschaftstand der Türkei

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