40 TexT Yvonne Kienesberger CarToon baume foTos bildarchiv Klaus Kramer frauen an bord – ein „grosses unglück”? Was haben Pfarrer, Schnittblumen, Katzen und Frauen gemeinsam? sie alle brachten nach altem seefahrerischen aberglauben unglück. die moderne segel-realität sieht mittlerweile zum glück ganz anders aus. eine analyse mit augenzwinkern. 01
people 41 Unnerröck an Bord - dat gifft Malheur“, sagte man(n) in grauen Vorzeiten über Frauen an Bord, nannte sie gar „Dwarsmiecher“ (Quertreiber). Gab es dafür denn Gründe? Und vor allem: Warum werde ich noch heute häufig von Segelkameraden mit den (scherzhaften?) Worten „Oje, eine Frau, na hoffentlich geht das gut!“ begrüßt? Das wollen wir uns doch einmal näher ansehen. Aberglaube als Erklärung Monatelang waren Segelschiffe früher unterwegs, ohne ein Stück Land zu sehen. Seefahrer litten Hunger und Durst und kämpften gegen Krankheiten wie Skorbut. Sie fuhren tatsächlich meistens in die Ungewissheit, gutes Kartenmaterial war selten, die Angst von der Erdenscheibe zu fallen groß. Jedes Naturphänomen vom Neu- bis zum Vollmond, vom Sturm bis zur Windstille musste erklärbar gemacht werden, um nicht verrückt zu werden. Dabei behalf man sich der oft unglaublichsten Geschichten und fand auch immer einen Schuldigen für aufgetretenes Unglück, einen so genannten „Jonas“. Oftmals mussten auf See Frauen für diese Rolle herhalten. Eine noch harmlose Erklärung lautet, die Frau lenke zu sehr ab. Paul Heims berichtet in seinem Buch „Kraken / Monster / Seemannsgarn“: „Vereinzelte Frauen gelten im Allgemeinen nicht als angenehme Fracht. Sie hindern den Seemann. Er muss in mancher Weise Rücksicht auf sie nehmen. Sie werden auch leichter seekrank. Wenn der Kapitän gar seine Frau an Bord hat, dann lässt er es aus Besorgnis um sie möglicherweise an der nötigen Schneidigkeit und Entschlossenheit fehlen. Daher bedeuten sie Unglück und stehen in der Tat in einem Ruf, der nicht schlechter sein kann.“ Sogar vom Land aus können Frauen angeblich bösen Einfluss auf Seefahrer und ihr Schicksal nehmen! Eine Erklärung für Windstille lautete, dass Teil 01 Von Mythen und gängigen Vorurteilen die Ehefrauen der Matrosen beim Abschied heimlich (unsichtbare!) Leinen am Schiffsbug befestigt hätten und an diesen ziehen würden, um ihre Männer zurückzubekommen. Und für Stürme waren sie sowieso verantwortlich: „Übernatürliche Winde rufen sie herbei, die die Schiffe versenken und die Männer ertränken.“ (Zitat aus Peter Noble, Ros Hogbin: „Mentale Stärke auf See“, Beitrag von Hogbin „Der Platz einer Frau ist am Steuer“.) Und warum denn nun Katzen? Nun, Freya - Herrscherin über den Mond mit seinem Einfluss auf Wetter und Wind (s. Kasten nächste Seite) - fuhr in der Überlieferung in einem Wagen, der von Katzen gezogen wurde. Und Pfarrer? Das ist einfach: Die kämpfen gegen den Teufel und der Teufel gegen sie – und den sicheren Verlierer dieses Wettkampfs will man lieber nicht an Bord seines Schiffes haben. Schnittblumen endlich erinnern zu sehr an das Land und an den Tod … Die Frau – das (noch immer?) unbekannte Wesen Wir leben in einer aufgeklärten Zeit und können mittlerweile fast alles naturwissenschaftlich erklären. Frauen werden garantiert nicht öfter seekrank als ihre männlichen Kameraden, sie fahren sogar einhand um die Welt. Warum hält sich dennoch der hartnäckige Spruch, dass Frauen auf dem Schiff Unglück brächten? Dazu finden sich leider keine wissenschaftlichen Erklärungen, ich kann daher nur (zugegeben etwas provokante) Vermutungen anstellen … Wilhelm Busch hat einmal gesagt: 01 sTilvoll. Frühstück mit damen an bord einer segelyacht – unter schwierigen umständen. holzstich um 1880. 02 Hoffnungsvoll. Wassersportlerinnen um 1890. Quellen – Paul g. heims und michael Kirchschlager: Kraken/monster/seemannsgarn. legenden und aberglauben auf hoher see, verlag: Festa; auflage: 1 (oktober 2006), 254 seiten – Peter noble und ros hogbin: mentale stärke auf see. aus seglererfahrungen lernen, verlag: heel (Januar 2002), 152 seiten – www.marine-und-mehr.de/index.php 02
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