50 TexT & foTo YvoNNe KieNeSberger segellehrer werden ist nicht schwer ... es dann sein dagegen sehr? Nun, zumindest an die nervliche Substanz dürfte der Segellehrer-Job schon gehen. Aber das mit dem „Segellehrer werden“ ist auch gar nicht so leicht! Die Autorin dieses Artikels im Selbstversuch. Adressen weitere informationen z.b. zu den voraussetzungen, um ein Segel-/Surflehrer werden zu können gibt es bei: – der vereinigung Österreichischer Yachtsport- und windsurfschulen vÖYwS www.voeyws.at – Segelschule Kempf, breitenbrunn, burgenland, www.segeln.co.at – bei allen anderen mitgliedsbetrieben der vÖYwS „ich sollte an der tafel die wende erklären, scheiterte aber an der bloßen tatsache, dass ich keine boote zeichnen konnte.“ Yvonne Kienesberger wir machen gleich zu Beginn mal einen A-Schein-Test!“ Unser Segellehrer Martin Kempf wollte uns damit wohl motivieren. Mir ging es dagegen so, als müsste ich die PKW-Führerscheinprüfung noch einmal machen. Was war noch einmal die geeignete Kleidung für Seglerinnen auf dem Landgang? Ich wusste nur, dass ich so noch nie angezogen war, wenn ich von einem Schiff (Jolle!) kam. Was besagen Lateraldruckpunkt und Segeldruckpunkt? Und wie funktioniert dieser Kreuzerltest noch mal? Alles ziemlich kompliziert. Das Ergebnis des Tests verschweige ich hier lieber. Wir hatten ja auch noch eine Woche Zeit zur Prüfung. Schön langsam dämmerte es mir aber, dass wohl sehr intensive Trainingstage vor mir liegen würden. Nächste Aufgabe: „Mach mal einen Schotstek.“ Ha, das konnte ich, das wäre ja gelacht! „Gut, und jetzt mach ihn ohne hinzusehen unter dem Tisch!“ Zweck der Übung: Wenn wir unseren Schülern die Knoten erklärten, sollten wir - wenn möglich - alle im Auge behalten können und uns nicht selbst mit dem Knoten befassen müssen. Logisch, aber gar nicht so einfach umzusetzen. Ich ging dann in der Woche dazu über, mir Enden mit ins Bett zu nehmen und im Dunkeln in ihre Tampen die schönsten Seglerknoten zu knüpfen, die sich dann in der Früh als abstruse Hausfrauenknoten entpuppten. Aber nur zu Beginn der Woche. Am Ende konnte ich im Bett den doppelten Palstek werfen, nicht nur stecken. (Man erkennt daran, dass ich mich während der Ausbildung auch gut in Seemannsgarn üben konnte – denn was so ein richtiger Segellehrer ist, der muss schon auch interessante Geschichten parat haben.) Erstes Praxistraining auf dem Wasser. Ich war schon eineinhalb Jahre nicht mehr in einer Jolle gesegelt, hatte der weg zum Ziel Die AuSbilDuNg zum Segel-/Surflehrer erfolgt iN ÖSterreich iN zwei StufeN: STufe C Der lehrer Stufe c soll einen intensiven einblick in alle Arbeitsbereiche einer Surf- und Segelschule erhalten. er soll im rahmen des lehrganges ausreichende fertigkeiten zur mithilfe in teilbereichen des theoretischen und praktischen unterrichts erwerben und diese in einer Abschlussprüfung unter beweis stellen. Dieses Assistentenseminar ist die vorbereitung zur Aufnahme in das lehrerseminar bzw. zur Aufnahme in den staatlichen lehrwartlehrgang. Quelle: www.voeyws.at motivation PädagogiK disKussions- Partner vorbild engagement STufe b Die lehrerausbildung wird vom verband in zusammenarbeit mit einer beauftragten Schule durchgeführt. Der lehrer soll einen so hohen Ausbildungsstand sowohl im wassersporttheoretischen als auch im praktischen bereich aufweisen, dass er selbstständig in einer anerkannten Schule Segelund/oder Surfunterricht erteilen kann. Die lehrgangsdauer beträgt mindestens 60 Stunden.
people 51 aber sofort wieder das Gefühl dafür und kam ganz gut vorwärts. Das Gefühl allein reicht allerdings leider nicht, denn da gibt es noch so etwas wie Kommandos − und Sätze wie „Stoßt du uns ab?“ oder „Ich glaub, ich mach dann mal eine Halse!?!“ gehören da eindeutig nicht dazu. Ich wurde also wieder im Drillen gedrillt und das Kommando „Klar zur Wende!“ hörte sich bald wirklich nicht mehr wie eine Frage an − und wurde sogar gehorsam mit einem klaren „Klar!“ beantwortet. Was macht einen guten Segellehrer aus? Er motiviert, zeigt den Sinn von Übungen auf, ist Diskussionspartner und gutes Vorbild. Der Segellehrer kann mindestens fünf Dinge gleichzeitig: er sitzt als dritter Mann in der Jolle, erklärt Gewichts- und Segeltrimm, beobachtet das Wetter, vor allem den Wind (beeindruckt mit Sätzen wie „in fünf Sekunden kommt eine Böe!“), hat innerhalb einer Zehntelsekunde die Pinne in der Hand, wenn´s brenzlig wird, telefoniert dabei mit einem Kunden und erklärt ihm zum hundertsten Mal geduldig die verschiedenen Kurse, die dieser in seiner Segelschule machen kann, wobei er in dem Moment, in dem er den Astronavigationskurs erklärt nach vorne stürmt und sein Schiff davor bewahrt mit vollem Speed in den Steg zu krachen. Er vertäut das Schiff, beendet das Telefongespräch und meint mit einer Seelenruhe zum Rudergänger: „Das war schon ganz gut, beim nächsten Mal vielleicht ein bisserl langsamer.“ Und grinst. (Anmerkung der Autorin: alles live beobachtet!) In der Sprache der Vereinigung Österreichischer Yachtsport- und Windsurfschulen hört sich das so an: Das Amt des Sporttrainers verlangt ein hohes Maß an pädagogischem Können, großes Engagement für den Sport sowie den kontinuierlichen Einsatz des ganzen Menschen. Dies bedeutet, der Lehrer muss befähigt sein: – die sportpädagogischen Probleme, die während der Schulung auftreten können, zu meistern; – theoretischen und praktischen Unterricht nach modernen sportpädagogischen Erkenntnissen vorbereiten und durchführen zu können; – Probleme auf dem Gebiet der Sportmedizin im Zusammenhang mit seinen Schülern zu erkennen und zu berücksichtigen; – die Probleme des Wassersports in der Gesamtheit zu erkennen und für seine Schüler einsichtig zu machen; – seinen Schülern im Rahmen der Ausbildung größtmögliche Sicherheit und körperliche Unversehrtheit gewährleisten zu können. Um so ein guter Segellehrer zu werden, braucht es schon einiges an Erfahrung und ein ziemlich gutes Nervenkostüm. Ich war da noch nicht so weit – und trat zu meinem ersten Lehrauftritt an. Ich sollte an der Tafel die Wende erklären und scheiterte an der bloßen Tatsache, dass ich keine Boote zeichnen konnte! Meine Hecks waren immer viel zu breit, die Boote im Verhältnis dazu viel zu kurz. Ich hatte ein völlig neues Design entworfen! Martin hielt mich aber davon ab, mich sofort bei Sparkman & Stephens zu bewerben und ließ mich in der Woche nur noch Boote zeichnen. Sie wurden mit der Zeit auch etwas länger, seetüchtig wurden sie nie – und bei der Prüfung gab es dann Magnetplastikboote auf einem Magnetboard. Die Praxis entwickelte sich in der Zwischenzeit immer mehr zum Schwerwettersegeln, wobei das Phänomen auftrat, dass von oben zwar sehr viel Wasser kam, das Wasser im Neusiedlersee sich aber aufgrund des ablandigen Windes immer mehr von Breitenbrunn nach Ungarn zurückzog. Unsere Boote steckten also bei jeder Wende mit Schwert und Ruderblatt im Schlamm fest und konnten nur noch durch entsprechenden Gewichtstrimm in den Hafen zurückbefördert werden. In diesen Stunden am See machte ich eine der größten Segelerfahrungen meines Lebens, die ich wohl auch nie mehr vergessen werde: Merke, dein Ölzeug und deine Gummistiefel stehen zu Hause im Schrank NIE gut! Martin machte das Ganze offensichtlich nichts aus (Merke 2: ein guter Segellehrer ist/ wirkt immer motiviert) und nutzte die Weltuntergangsstimmung draußen, um uns drinnen gemütlich die Wetterkunde nahe zu bringen. Darauf folgte noch die Segelphysik unter dem Motto „Wie viel Auftrieb erträgt das Schülergehirn?“ Auch meine absolute Lieblingsdisziplin, die Gesetzeskunde, durfte natürlich nicht fehlen und wir wussten am Ende, wie lang die Autodachlast in Italien sein darf, ohne dass das Auto zu leegierig wird. (Wahrscheinlich habe ich da jetzt aber etwas verwechselt, woran der Leser erkennt, dass es sich beim Recht wohl doch nicht um mein Lieblingsfach handelt.) Die Prüfung brachte meinen Selbstversuch dann auf die Spitze mit der zusätzlichen Frage: „Wie nass kann ein Mensch wirklich werden?“ Und es ist unserem Prüfer (dem Präsidenten des VÖYWS persönlich!), unserem Lehrer und auch uns Schülern wirklich hoch anzurechnen, dass wir uns von dem Wetter die gute Laune nicht vermiesen ließen. Zur Beantwortung meiner Frage: man kann wirklich sehr nass werden, deshalb gibt es auch keine Bilder von Lehrgang und Prüfung. Stellen Sie sich einfach eine durchgefrorene, zitternde Katze vor, deren tropfnasses Fell jämmerlich nach unten hängt. Und: JA! Ich habe die Prüfung zum Segellehrer Stufe C geschafft und darf zukünftig als „Segel-Assi“, wie uns die B-Lehrer liebevoll nennen, Schüler auch bei schlechtem Wetter über den See jagen, ähmm begleiten.
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