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OCEAN7 2007-09

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Vier Meere in 12 Tagen - der österreichische Schriftsteller Alfred Zellinger segelte auf Odysseus' Spuren. Außerden in dieser Ausgabe: Ein Porträt von Florian Raudaschl - wie lebt es sich mit dem Namen eines großen Vaters?

32 ruhiges Wetter, keine

32 ruhiges Wetter, keine Vorkommnisse, lese die Lichter passierender Schiffe. 06.05.07 Sonntag Habe die zweite Nachtschicht von 0200 bis 0600 Früh, die sog. Hundswache. Es ist windstill, sternenklar, wir fahren im Mondlicht. 25 Grad, Dünung schiebt uns an. Um 0230 passieren wir Licosa, Fernsicht exzellent, wohl 20 Meilen. Gewitterwolken bleiben immer am Festland. Passieren um 0600 Polinuro, Fahrt meist über 7 Knoten. Kurs auf den Stromboli, dessen Lava sich rauchend den steilen Nordhang hinunterwälzt zum Meer und aufdampfend ins Wasser fließt. Passieren zwischen dem schwarzen Kegel Stromboli und dem bizarren Felsen Stromboliccio mit seinem Pferdekopf. Was bewegt Menschen, sich auf einem aktiven Vulkan anzusiedeln? Denken sie: bis jetzt ist ja alles gut gegangen, vielleicht geht’s auch die nächsten hundert Jahre noch gut? Kirke hatte Odysseus navigatorische Anweisungen gegeben um zurück nach Ithaka zu gelangen: Vor Stromboli habe er sich zu entscheiden – westwärts zu halten und den längeren Weg um Sizilien zu wählen oder nach Süden zwischen dem Vulkan und seinem Vorfelsen durch zu jener Meerenge, die man heute die Straße von Messina nennt. Odysseus entschied sich für diesen Weg und sah wohl so wie ich jetzt achtern die beiden Felsen hinter dem Horizont versinken. Als wir die Spitze Siziliens mit seinem markanten Strommast erreichen, dunkelt es bereits. An Backbord Leuchtfeuer und Lichter des Fischerdorfes Scilla in dessen steilen Felsen die sechsköpfige Scylla hauste und von oben nach Thunfischen und auch Seeleuten fischte. Kirke hatte ihrem Odysseus auch für hier klare Anweisungen gegeben: Hält er sich zu weit rechts, gerät er in den Strudel der Charybdis, der sein Schiff verschlingen wird; hält er sich links, gerät er in die Fänge der Scylla. Odysseus wählt die bessere Chance, durchzukommen, hält sich links und verliert sechs Seeleute. an der boje. Die KATAWA in der Abendsonne. Das war Kirkes Rat: Dort lauert Charybdis, die wasserstrudelnde

evier 33 Göttin Dreimal gurgelt sie täglich es aus, und schlurfet es dreimal Schrecklich hinein. Weh dir, wofern du der Schlurfenden nahest! Selbst Poseidon könnte dich nicht dem Verderben entreißen. Drum steure du dicht an Skyllas Felsen, und rudre Schnell mit dem Schiffe davon. Es ist doch besser, Odysseus, Sechs Gefährten im Schiff zu vermissen, als alle mit einmal. Und Odysseus eigener Bericht: Seufzend ruderten wir hinein in die schreckliche Enge: Denn hier drohete Skylla, und dort die wilde Charybdis Welche die salzige Flut des Meeres fürchterlich einschlang: Wenn sie die Flut ausbrach; wie ein Kessel auf flammendem Feuer, Brauste mit Ungestüm ihr siedender Strudel, und hochauf Spritzte der Schaum, und bedeckte die beiden Gipfel der Felsen, Wenn sie die salzige Flut des Meeres wieder hineinschlang Senkte sich mitten der Schlund des reißenden Strudels, und ringsum Donnerte furchtbar der Fels, und unten blickten des Grundes Schwarze Kiesel hervor. Und bleiches Entsetzen ergriff uns ... Wir halten knapp am Leuchtfeuer der Charybdis vorbei. Plötzlich scheint steuerbords das Wasser zu kochen, pyramidenförmige Kegel gischten auf, die KATAWA wird seitwärts versetzt, das Ruder spielt verrückt, backbords quillt ein Wasserkegel von unten hoch, verbreitet sich in einem kreisrunden, ölig aussehenden Fleck. Eine Viertelstunde dauert das Spektakel, das unser Schiff nur wenig unruhig macht, aber kleinen Booten durchaus zum Verhängnis werden kann. Das Erdbeben von 1789 hat den Meeresgrund in der Straße von Messina so verändert, dass der einst für die Schifffahrt tatsächlich gefährliche Strudel deutlich abgeschwächt wurde. 03 04 05 06 03 eng. Die schmale Durchfahrt nach Hercole 04 reich. Rapallo –lebendige Stadt mit Millionärsmarina 05 schön. Cinqueterre: Ortschaften wie Vogelnester an die Hänge geklebt 06 historisch. Der alte Hafen von Portoferraio Reger Schiffsverkehr erfordert Achtsamkeit, eine Fähre folgt der andern, Frachter und Fischer verkehren. Der eben wieder ausgebrochene Aetna wirft seinen Feuerschein in die Wolken über Sizilien. Wir suchen die Tankstelle, die das Hafenhandbuch eineinhalb Seemeilen vor dem Hafen von Messina angibt. In einer ununterbrochenen Lichterkette von Häusern, Straßenlampen, Ampeln finden wir sie, legen unter widrigen Umständen und ohne Schaden an einem nahezu nur aus scharfkantigem Eisen bestehenden Steg an nur um festzustellen: geschlossen. Wir fahren weiter in den Hafen von Messina, auch dort werden Tankstellen im Handbuch angeben; wir finden nichts, was offen hat. Es ist 2300 und wir laufen wieder aus, alles in langsamer, vorsichtiger Fahrt. Fritz ist ein alter Hase und navigiert nach seiner Erfahrung, seinem Gefühl (und dem GPS Plotter mit den gespeicherten, neuesten Karten des gesamten Mittelmeeres). Wir setzen über das Fahrwasser hinüber die 5 Meilen nach Reggio di Calabria: Dort ist die Marina eng und voll. Zu gefährlich, bei diesem Wind einzulaufen, wir finden schließlich Platz an der Westmole des Handelshafen. Es ist 2400, das Log zeigt 2108 SM. Die Wetternachrichten im Internet (wetteronline.de und meteo.hr): nichts Beunruhigendes für Morgen. 0010: Die Küstenwache überreicht ein Formular zum Ausfüllen. Der wüste Hafen ist wenig vertrauenserweckend, könnte durchaus sein, dass hier Kriminelle auf Gelegenheit warten, das Hafenhandbuch warnt vor „großen Ratten zwischen den Lagerhäusern“ und wir lassen Karl als Wache an Bord zurück, suchen vergeblich ein offenes Lokal, kehren zurück und legen uns schlafen. 0738 Auslaufen aus Reggio; leicht bewölkt, 25 Grad, S-Wind 14 Knoten. 0930 passieren wir das Kap Spartivento, das seinem Namen entsprechend den Wind ändert, nämlich einstellt. Wir streichen das Segel. 1200 Pt. Stilo querab, 13 Knoten Wind

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