Meer CO 2 Kampf dem Klimawandel – so hilft der Ozean Ende letzten Jahres fand die 27. Weltklimakonferenz in Scharm al-Scheich am Roten Meer statt. Seit 1995 gab es diese jährlichen Konferenzen in Afrika, Asien, Europa und Nord- und Südamerika. Zu jeder dieser Konferenzen reisen Tausende Regierungsvertreter, Diplomaten, Wissenschaftler, NGO-Mitarbeiter, Journalisten und Lobbyisten an, um in klimatisierten Konferenzräumen zu tagen, Berichte zu erstellen und eine Abschlusserklärung zu verfassen. Regierungen bestätigen ihre Absicht, entsprechende Maßnahmen zur Reduktion der Treibhausgase zu unternehmen. Zum Beispiel im Pariser Abkommen von 2015 mit einer maximalen Erderwärmung um zwei Grad. Text REINHARD KIKINGER 64 2/2023 Unser Heimatplanet müsste eigentlich Ozeanus statt Erde heißen. Als terrestrischen Zweibeinern blieb uns dieser Blick aus großer Höhe, der die wahre Dimension des Ozeans erahnen lässt, lange verwehrt.
FOTOS: SHUTTERSTOCK – DELPIXEL (1), DIANA WILL (1), NASA – ROBERT SIMMON, JESSE ALLEN (1) Absichtserklärungen und Realität – sie unterscheiden sich beträchtlich. Seit der ersten dieser Konferenzen ist die weltweite Emission von Treibhausgasen nicht gesunken, auch nicht gleich geblieben, sondern um 50 Prozent gestiegen, mit einem neuen Höchstwert im Jahr 2022. Die bisherigen Maßnahmen reichen also bei Weitem nicht aus, um das 2-Grad-Ziel zu erreichen. Derzeitige Berechnungen gehen von 2,4–2,8 Grad Erwärmung aus, und auch das nur, wenn die angekündigten Zusagen tatsächlich umgesetzt werden. Die prognostizierten Folgen einer solchen Erwärmung für Umwelt und Gesellschaft sind bekannt und sollen hier nicht weiter diskutiert werden. EIN VIERTEL IM MEER Wegen seiner riesigen Oberfläche hat der Ozean eine Schlüsselrolle in der Wetter- und Klimaentwicklung, er ist der Motor für das Rührwerk der Atmosphäre. Gleichzeitig speichert er viel Wärme und entzieht der Atmosphäre auf natürliche Art und Weise Kohlendioxid, das als Treibhausgas hauptverantwortlich für die Erd erwärmung ist. Schätzungen gehen davon aus, dass gut ein Viertel des von uns freigesetzten Kohlendioxids von den Ozeanen aufgenommen wird. Es sind marine Organismen und Ökosysteme wie Phytoplankton, Seegraswiesen, Mangrovenwälder und antarktischer Krill, die als natürliche ozeanische Kohlenstoffsenken wirken. PHYTOPLANKTON Die mikroskopisch kleinen Algen des Phytoplanktons besiedeln die lichtdurchfluteten oberflächennahen Schichten der Ozeane, das sind etwa 70 Prozent der Erdoberfläche. Zur Photosynthese nehmen die Algen Kohlendioxid auf und geben Sauerstoff ab. Wenn sie absterben, sinken sie zu Boden und lagern dort den aufgenommenen Kohlenstoff ab. Dieser Prozess wird biologische Kohlenstoffpumpe genannt. Es gibt Überlegungen, wie die Efzienz dieser Pumpe zu erhöhen wäre, um damit der Atmosphäre mehr Kohlendioxid zu entziehen. Eine Möglichkeit wäre, das ma - rine Phytoplankton in nährstoff - armen Meeresgebieten durch Düngung zu vermehren, um die Kohlendioxid-Aufnahme anzukurbeln und noch mehr Kohlenstoff durch die absinkenden Algen am Meeresgrund zu deponieren. KELPWÄLDER UND Die mikroskopischen Algen der Meere sind die wahre Lunge unseres Planeten, denn sie sind die Hauptproduzenten des für uns lebenswichtigen Sauerstoffs. Wenn die Bedingungen stimmen, z. B. durch Aufstieg nährstoffreichen Tiefenwassers, dann kann sich Plankton innerhalb weniger Tage derart vermehren, dass diese Blüten sogar aus dem Weltraum sichtbar sind. SEEGRASWIESEN Große Seetange, die zu den Braunalgen gehören, werden als Kelp bezeichnet. Es gibt etwa 30 verschiedene Gattungen, die entlang kühlerer Küstenregionen der Welt wachsen. Die auf dem Meeresboden verankerten Tange können dichte Bestände von mehreren Metern Höhe erreichen. Der Riesentang Macrocystis pyrifera wird bis zu 60 Meter hoch und bietet damit ein vielschichtiges Strukturangebot, das durchaus mit terrestrischen Wäldern vergleichbar ist. Kelp hat extrem hohe Wachstumsraten, bis zu einem halben Meter pro Tag werden erreicht. Dadurch wird viel Kohlendioxid gebunden, das mit abgestorbenen und sinkenden Algenteilen durch Strömungen in tiefere Meeresregionen verfrachtet und dort deponiert werden kann. Ähnliches gilt für Seegras wiesen. Mehr als 70 Arten von Seegräsern wachsen in flachen Meeresbereichen auf allen Kontinenten außer in der Antarktis. Seegraswiesen stabilisieren Küstenlinien, sind Lebensraum für zahlreiche Meeresorga nismen und 2/2023 65
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