Skippertraining Lernen mit Spaß, so leicht geht das Jetzt einmal ehrlich: Der schönste Törn leidet oft darunter, dass zum Ende hin der schwierigste Teil bevorsteht. Wie schön wäre es, wenn man in der Hafeneinfahrt ohne mulmiges Gefühl im Bauch das Kommando „Klar bei Leinen und Fender fürs Anlegen mit dem Heck zur Pier!“ geben und dann ohne Geschrei in die Lücke am Steg rückwärts „einparken“ könnte: „Leinen fest!“ In der Blue-2 The Sailing Academy lernt man genau das – zunächst virtuell und danach wirklich gut. Text Bobby Schenk | Fotos Felix Gebley, Bobby Schenk 44 2/2018
Kaum einer von uns ist als Skipper gegen das mulmige Gefühl gefeit, das sich schon Meilen vor dem Hafen einstellt. Es beschleicht einen die Sorge, ob man in dem neuen Hafen wohl zurechtkommt, wie man sich dem zugewiesenen Liegeplatz am besten nähert, wie der Wind wohl steht und das Hafenmanöver erschwert, ob jemand am Steg steht und hilft, oder ob dort ein paar Typen mit der Bierflasche in der Hand kommentarreich darauf warten, dass das Manöver vor ihren Augen den Bach runtergeht. Stress pur, denn wer übt schon Anlegemanöver mit dem eigenen Schiff? Und schon gar nicht wird der erste Tag beim Chartertörn damit vertrödelt, dass man zum wiederholten Male in die Lücke am Steg ein- und ausfährt und somit Erfahrungen im Anlegen mit der neuen Yacht sammelt. Dabei würden wir doch mit blankem Unverständnis reagieren, wenn beispielsweise einem PKW- Fahrschüler das „Einparken“ bei der Ausbildung erspart würde. Ein Prüfer würde so einen „Fahrer“ niemals auf die autofahrende Menschheit loslassen. Aber in (deutschen) Segelscheinprüfungen Dort oben filmt eine Drohne, und unten manövrieren wir. Lehrreich: die digitale Analyse der geübten Manöver auf dem Monitor. Ebenfalls Lernstoff: das Anlegen und Bedienen des Sicherheitsgurtes. wird das Thema „Hafenmanöver“ nur angeschnitten. Vor vielen Jahren hatte ich das Glück, bei meinem Segellehrer Karl Sailer ein Skippertraining zu absolvieren. Damals hieß es noch anders, nämlich „praktischer Kurs“, aber die Idee dahinter ist die gleiche geblieben: anlegen, ablegen, anlegen, ablegen – und das unter wechselnden Bedingungen. Mein gesamtes Segelleben habe ich von dieser harten Schule profitiert. Im Panamakanal, bei Hunderten von Ankermanövern in ungezählten Marinas rings um die Welt. Und nur deshalb hatte ich damals gegenüber den meisten Weltumseglern – und die konnten segeln! – einen kleinen Vorsprung. Daraus ist übrigens mein Buch Hafenmanöver entstanden, mit über 30.000 verkauften Exemplaren wohl das Standardwerk zum Thema „An-und Ablegen mit Yachten“. Und das zeigt, wie vielen Seglern diese Manöver unter den Nägeln brennen. Lehrreiche Simulation In der Zwischenzeit hat sich auf dem Gebiet des Skippertrainings viel getan, die digitale Revolution hat auch die Ausbildungsstätten erfasst. Der Kärntner und Wahlwiener Michael Menard, ausgebildeter Mathematiker (was bei ihm nicht selten durchschlägt), nunmehr aber Segel-Ausbildner, geht beim Thema Hafenmanöver neue Wege. Zunächst hat er eine weltweit einmalige App entwickelt, mit der Hafenmanöver in allen Variationen und mit wählbaren Variablen (Kat, Mono, Wind, Fahrt etc.) auf dem Tablet, Smartphone oder PC präzise gefahren und damit trainiert werden können. Im Prinzip ähnelt das der klassischen Ausbildung von Berufspiloten, die ebenfalls einen beachtlichen Teil der Ausbildung auf dem Simulator absolvieren müssen. So können in der Theorie Denkfehler oder falsches Abschätzen 2/2018 45
Laden...
Laden...
Follow Us
Facebook
Twitter