Dampf und SegelPiroge der Papuas.Illustration aus dem „Buch derEntdeckungen“, Berlin, 1907.Juli–Dezember 1890:Neuguinea und TimorAus den Reisebriefen von Onkel Alfred (ab September 1889). Der Seekadett berichtetdiesmal über die letzten Wochen und Monate auf der SMS Fasana. Die Originalschreibweiseist beibehalten, der Text beschränkt sich auf Ausschnitte.VON MISSIONAREN, KOPF -JÄGERN UND AMOKLÄUFERNAm 14. und 15. Juli 1890 liegt dieSMS Fasana noch im Hafen vonNoumea, Neukaledonien, wo siezu den Feierlichkeiten anlässlichdes französischen Nationalfeiertageseingeladen ist. Vor einigenAbendveranstaltungen gibt es imHafen Regatten zwischen denRuderbooten der anwesendenKriegsschiffe (zwei Franzosen,ein Brite).Am 19. Juli schließlich setzt dieFasana die Reise fort, und Alfredschreibt: Der Kommandant lief einenHafen an, um Neuguinea undseine Bewohner, die Papuas, kennenzu lernen. In der Tat lohnte essich, Port Moresby anzulaufen,Papuas beider Haarpflege.Missionierte Kinder.denn die Papuas sind ein höchstinteressantes Volk. Bevor wir inden Hafen liefen, mussten wirdurch eine enge Passage in einerBarriere von Riffen fahren. DasManöver war nicht ohne Gefahr,gelang aber doch sehr gut. Innerhalbder Barriere sahen wir ungeheureRochen rudelweise auf dieFasana zuschwimmen. Die Tierehatten die stattliche Größe einesQuadratmeters.Die Papuas machen auf denSeekadetten Alfred Winkler einengroßen Eindruck, er beschreibtsie ausführlich: Wenn man beiden papuanischen Männern voneiner Tracht reden will, so darfman darunter nur die Haartrachtverstehen, denn sie sind vollkommennackt. Dafür verwenden sieumso mehr Sorgfalt auf die Frisur,diese ist sehr verschiedenartig.Doch ist es ihr Prinzip, den Kopfmöglichst großartig aufzuputzen.Bei den Männern fällt hauptsächlichdie Höhe der Frisur auf. Ichsah einige, deren Haarbau vierbis fünf Dezimeter hoch war. AlsSchmuck stecken sie Kämme vonbedeutender Länge in die Haare.Am Ende des Kammes sind Papageienfedernangebracht. Die Haaresind nicht immer ganz schwarz,sondern es ist häufig die obere oderdie untere Hälfte rot gebleicht …Die katholische Kirche entfaltetim „Kaiser-Wilhelms-Land“, wiedie deutsche Kolonie in Papua-Neuguinea offiziell hieß, regeMissionstätigkeit. Die pädagogischenMethoden der Missionsschulesind aus heutiger Sicht äußerstzweifelhaft. Am 1. August1890 verlässt die Fasana Port Moresbyund dampft in die Torres-Straße ein, die zwischen Neuguineaund Australien liegt und, mitunzähligen Riffen und Untiefengespickt, das Segeln unmöglichmacht. Nun ist es Zeit, sich vomPazifischen Ozean zu verabschieden,wobei Alfred in seinem Briefziemlich poetisch wird: Der Ab-66 1/2025
schied von diesem großen Meer fieluns allen schwer. Wie viel Interessantes,Schönes hatten wir auf seinenInseln gesehen und erlebt unddadurch Eindrücke erhalten, die unsunvergesslich bleiben werden! „Adedu stiller Ozean! Lebet wohl ihr Kanaken*,lebe wohl, du glücklichesTahiti, die Perle der Südsee“, sagtenwir, als wir gegen die Torres-Straßedampften. Zu unserer Freude beschlossder Kommandant, die InselTimor anzulaufen. Am 14. Augustum 12 ½ Uhr mittags warfen wirim Hafen der Stadt Kupang aufTimor Anker.Ausführlich beschreibt Alfreddie Indonesier, Malaien und Chinesen,welche Kupang, die HauptstadtTimors, bevölkern. Besonderswild erscheint ihm das Malaienviertel,wo es auch einige „Dajaks“zu sehen gibt, das ist ein wilder, imInneren der Insel wohnender Malaienstamm.Einzelne kommen hieund da in die Stadt. Ich sah mehrereund muss sagen, dass sie ihrem Rufdurch ihr Aussehen vollkommenentsprechen. Die Haare sind zueiner Frisur, wie sie die Papuas tragen,aufgerichtet. Der Körper ist bisauf ein Lendentuch nackt und amGürtel hängt ein Kris (malaiischerDolch, Anm.) nebst zwei anderenMessern, alle in Holzscheiden. DieseLeute haben eine spezielle Leidenschaftfür Menschenschädelund das Ansehen eines Dajakswächst mit der Anzahlvon Menschenschädeln, dieer vor seiner Hütte aufgehängthat. Wenn so ein Kerleinen in einer einsamen Gegendallein trifft, haut ereinem blitzschnell den Kopfab. Diesen trägt er zu seinerHütte, wo er ihn über Feuerdörrt und dann aufhängt. Eshandelt sich also hier nur umeine grausame Manie ohne irgendeinenmateriellen Vorteil. In derStadt kann man so einem Dajaknichts anhaben, weil man ihm nichtnachweisen kann, dass er einenMenschen umgebracht hat.Die Kopfjagd wurde bei Naturvölkernvornehmlich betrieben,um das in den Schädeln vermuteteEnergiepotenzial magisch nutzbarzu machen. Außerdem waren dieKöpfe, wie Alfred beschreibt, Siegestrophäen.Allerdings ist dieKopfjagd bei den Dajaks nicht dereinzige grausame Brauch, von demAlfred in seinen Briefen aus Kupangberichtet: Wir kehrten in dieStadt zurück. Wo wir einigeholländische Unter offiziere,die deutsch sprachen, trafenund uns einiges überKupang und die Malaienerzählen ließen. Hierbeikam auch die Sprache aufKöpfe als Trophäen.Andrees Handatlas, erschienen im Jahr 1900. Obwohl die Reiseder SMS Fasana zu diesem Zeitpunkt schon zehn Jahre zurückliegt,gibt es in der Karte von Papua-Neuguina immer nochweiße Flecken, also unerforschtes Gebiet.die Amokläufer. Dies ist ein vomJähzorn im höchsten Grad befallenerMalaie, welcher in einem Zustandblinder Wut durch die Straßenläuft, in der Hand den Kris haltend,und jeden, der ihm in den Wegkommt, niedersticht. Hierbei ruftder Unglückliche „Amok, Amok!“(Rache). Die Ursache dieser Krankheitist gewöhnlich eine schwere Beleidigung.Der Beleidigte brütet sichin eine Wut hinein, die sich bis zurRaserei steigert und diese wird nochdurch den Genuss von Palmbranntweinerhöht. Plötzlich springt er aufund läuft Blut lechzend und Amoknehmend durch die Straßen. DasEnde ist immer das, dass der Beleidigererstochen wird und noch dazueine Menge Unschuldiger. Der Krankefällt ohnmächtig zusammen,wenn er nicht überwältigt wurde.Im nächsten Hafen, den dieFasana anläuft, nämlich Soerabajaauf der Insel Java (holländischeKolonie, heute: Surabaya), gibt esebenfalls ein großes Malaienviertel,und hier ist der Amoklauf nochweiter verbreitet. Eine richtige Plagescheint das gewesen zu sein. Aufder Rückfahrt von einem Theaterbesuchsieht Alfred die „Amokwächter“:Auf der Fahrt sahen wirnichts besonderes – mit Ausnahmeder Amokwächter. Es ist erstaunlichin welch großer Zahl diese Posten1/2025 67
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