QuallenRüschenvorhang. Die langen und starkgefalteten Mundarme sowie die dünnenRandtentakel der beiden Medusen berühreneinander, ohne sich zu verheddern. Chrysaorafuscescens kommt an der Westküsteder USA, Kanadas und Alaskas vor. IhrSchirmdurchmesser erreicht 30 cm, ihreNesselkraft ist gering. Eine verwandteArt lebt im Mittelmeer.Wunderschöne Symmetrie.Zwei junge Medusen der WurzelmundqualleCassiopeaandromeda. Ihre Mundarmeverzweigen sich mehrfachund sind mit zarten Anhängenversehen.Adulte Cassiopea andromeda. Diese Medusen liegen „upside down“am Meeresgrund und führen eine hemisessile Lebensweise. Der Schirmist flach mit 10–12 cm Durchmesser, die reich verzweigten Mundarmesind dem Licht zugewandt, weil sie symbiontische Algen enthalten.Mittelstarke Nesselkraft. Im Indischen Ozean, dem Roten Meer und imMittelmeer vorkommend.Würfelförmiger Schirm, höchste Vorsicht!Carybdea marsupialis ist klein, aberextrem unangenehm und zählt zu den Würfelquallen.Schirmdurchmesser ca. 4 cm, transparent,nur vier Tentakel am Schirmrand, keine Mundarme,kräftiger Schwimmer, sehr starkes Nesselgift (verursachtheftige Schmerzen). Beste Vorkehrung:mit Taucherbrille ins Wasser gehen, dann entdecktman auch die leicht zu übersehenden kleinen Würfelquallen.Vorkommen: Mittelmeer.Zarte Schönheit. Aurelia labiata hat einen flachen, biszu 45 cm großen Schirm. Zahlreiche feine hohle Tentakel amSchirmrand, die Mundarme sind kurz und etwas gefaltet.Vorkommen: Westküste der USA. Im Mittelmeer zählt ihreVerwandte, die ähnlich aussehende Aurelia aurita, zuden häufigsten Medusen. Sie kommt manchmal in riesigenSchwärmen vor, ihre Nesselkraft ist äußerst gering.50 1/2025
hänge, sogenannte Mundarme, hat.Ist sie noch dazu groß, gelb oderweiß gefärbt, dann gilt Entwarnung.Es handelt sich um einen Vertreterder harmlosen Wurzelmundquallen.Mit Taucherbrille und Schnorchelkann man sie gefahrlos aus derNähe betrachten, Berührungen sollteman aber in beiderseitigem Interessevermeiden.Schnorchelnd erkennt man auchdie stärker nesselnden Arten. Siesind kleiner, haben vier fahnenartigausgezogene Mundarme und langeTentakel am Schirmrand. Die dünnenTentakel sind fadenförmig,können einen Meter lang sein undwerden leicht übersehen. Nicht alleArten dieser Fahnenquallen sindstark nesselnd, einige aber schon.Im Mittelmeer ist die unangenehmstehäufige Qualle die violettrosagefärbte Leuchtqualle Pelagianoctiluca. Um sie sollte man immereinen Bogen machen.STAUNEN STATT FÜRCHTENWer es schafft, die Abneigung oderFurcht zu überwinden, und bei ruhigerSee mit Taucherbrille, Schnorchelund UW-Kamera ausgestatteteine große Wurzelmund qualle beobachtet,der wird mit erstaunlichenErkenntnissen belohnt.Die Meduse pulsiert mit ihremSchirm beständig und rhythmisch,sie schwimmt aktiv, hat artspezifischePräferenzen was ihreSchwimmlage betrifft (horizontaloder vertikal), hält sich bevorzugtin einem begrenzten Tiefenbereichauf und wird manchmal von jungenStachelmakrelen begleitet.Sie hat eine kräftige Schirmmuskulatur,acht Gleichgewichtsorgane,mächtigverzweigteMundarme –und das alles bei98 Prozent Was-Harmlose Schönheit. Durch Färbung und Form des Schirmes ähnelt die Wurzelmundqualle Cotylorhizatuberculata optisch einem Spiegelei. Der Schirm ist ohne Tentakel, die Mundarme sind reich verästelt,die Nesselkraft ist äußerst gering. Hält sich in ruhigem Wasser knapp unter der Oberfläche auf undkann dann besonders gut beobachtet werden. Wird maximal 40 cm groß und wird manchmal von jungenStachelmakrelen begleitet. Das Mittelmeer ist ihr Hauptverbreitungsgebiet.Harmloser Einwanderer. Die gepunktete Wurzelmundqualle Phyllorhiza punctatahat mächtige Mundarme und einen gepunkteten Schirm ohne Tentakel.Sie wird bis zu 50 cm groß, schwimmt häufig knapp an der Wasseroberfläche,nesselt nur schwach und kann von Schnorchler daher gefahrlos und perfektbeobachtet werden. Erstmals an der Ostküste Australiens von dem ÖsterreicherR. von Lendenfeld wissenschaftlich beschrieben, heute weit verbreitet, auch imMittelmeer.Ein Bild sagt mehr als tausendWorte. Im Fachbuch„World Atlas of Jellyfish“(siehe Infokasten rechts unten)sind herausragende Fotos vonzahlreichen Medusenarten zu finden.Die Abbildungen mit dunklemHintergrund sind Aquarienaufnahmen.Einige davon habe ich für diesenArtikel übernommen. Und esist zu hoffen, dass bei deren Betrachtung„Die Schönheit der Medusen“nicht nur als Titelzeile, sondernauch als Eigenschaft dieserMeeresbewohner deutlich wird.Mit diesem ergänzenden Textmöchte ich vor allem auf morphologischeDetails der abgebildetenArten hinweisen, die gestochenscharfen Fotos machen das möglich.Neben einigen tropischen Medusenstelle ich vor allem jene Artenvor, die man als Wassersportlerauch im Mittelmeer antreffen kann.Gefährlich oder nicht? Das ist dieerste Frage, die sich jeder stellt,wenn Quallen in Sicht sind. DieseFrage ist auch für Laien relativ einfachzu beantworten. Es ist keineArtenkenntnis nötig, es genügt, sichdie entsprechende Meduse etwasgenauer anzusehen. Die Größe istjedenfalls kein Kriterium, im Mittelmeersind die großen Artenmeistens die harmlosesten.Einen ersten Eindruck kann mansich schon von Bord aus verschaffen,wenn das Meer ruhig ist unddie Quallen nahe der Oberflächesein sollten. Dann erkennt manschon, ob die Qualle dicht verzweigte,wurzelgeflechtartige Ansergehalt!Fischer auf der griechischenInsel Lefkada nennen sie„Nerostalides“, sinngemäß „Wassertropfen“,eine perfekte Bezeichnung.Man könnte sie auchals „organisiertes Wasser“bezeichnen. Sie sindein Erfolgsmodellder Evolution,existieren bereitsseit 600 MillionenJahren und werdendie Weltmeerewahrscheinlichtrotz aller Veränderungennoch langebevölkern.Harmloser Meisterschwimmer. Der weiße, blau gerandeteund bis zu 60 cm große Schirm der Wurzelmundqualle Rhizostomapulmo hat keine Tentakel. Die verzweigten Mundarme sind ebenfalls weiß.Diese Meduse schwimmt bevorzugt horizontal, wenn sie nahe der Oberfläche istkann sie gefahrlos beobachtet werden, da sie auch bei Berührung nur schwachnesselt. Sie ist im Mittelmeer und im Schwarzen Meer weit verbreitet.Buch-TippWorld Atlas of Jellyfish. Ein außergewöhnlich schönes und informatives Buch, das Forscher,Freunde der Meeresfauna, Taucher und Wassersportler begeistern wird. Es sind alle derzeit bekanntenScypho- und Cubomedusen beschrieben und mit großartigen Fotos dokumentiert. Derallgemeine Teil beinhaltet Körperbau, Lebenszyklus, Systematik, Nesselgift, Fototipps und vielesmehr bis hin zu Zucht, Fischerei und Rezepten. Der systematischeTeil ermöglicht die rasche Bestimmung jeder Art, umfasstBiologie, Verbreitungskarten, etymologische Hinweise zum Artnamenund Literatur zitate. Der drei Kilogramm schwere Prachtbandist als Printausgabe vergriffen, aber die gute Nachricht ist,es gibt ihn auch als eBook! Auf diese Weise hat man nicht nurdaheim, sondern auch an Bord und im Urlaub Zugriff auf diesesStandardwerk. Dem weltweiten Fokus entsprechend ist der Atlasin englischer Sprache verfasst.World Atlas of Jellyfish. Jarms, G. & A. C. Morandini (2023). Abhandlungendes Naturwissenschaftlichen Vereins in Hamburg.Dölling und Galitz Verlag. eBook, 828 S., 84 MB, ISBN 978-3-86218-157-5. Erhältlich z. B. bei Thalia um € 49,99.1/2025 51
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