Einhand inLangfahrtFOTO: VERA SHESTAK/SHUTTERSTOCK.COMDer Wind pfiff durch dasRigg, irgendetwas hämmerteam Schiff herumund ich wunderte mich,was da eigentlich vor sich ging. Ichrappelte mich auf – und bekam sogleicheinen heftigen Schlag in dieNieren gegend versetzt. Ein Drahtseilmit Spannschraube am Endesurrte vorbei und schlug Schartenins Kajütdach. Ein paar Sekundenspäter konnte ich wieder einigermaßenklar denken, warf die Genualos, um den Mast zu entlasten undbändigte das Achterstag, an demauch die Spannschraube und einTeil des abgebrochenen Püttingshing. Jetzt war alles klar: Mit derersten heftigen Böe des nahendenGewitters hatte der Beschlag denGeist aufgegeben, die Edelstahlpeitschewippte nach vorne und ichstand am Steuerstand im Weg –der Schmerz und die Beule aufdem Hinterkopf zeugten davon.In der Nähe des abgebrochenenPüttings befand sich ein halbzölligerU-Bolzen, der sich vorzüglich alsmomentaner Befestigungspunkt fürdas Drahtseil eignete. Mit Hilfe einerLasching und der Spannschraubestellte ich wieder Zug her, dennnur so konnte das geteilte Achterstagseine Aufgabe erfüllen. Mittlerweilehatte mich das Gewitter erreicht,Taboo III jagte durch diedunkle Nacht, während unentwegtBlitze ins Meer einschlugen. Eigentlichwar alles wieder unter Kontrolle,nur hatte ich jetzt keinen Blitzableitermehr.Dieser bestand aus der Niro-Stahl kappe am Masttopp, demAchterstag, dem jetzt gebrochenenPütting, das mit einer Kupferschieneverbunden war, und zuletzt einemKupferbolzen im Unterwasserbereich,der die Verbindung zum32 1/2025
ThailandUnfälle auf See sind keine Seltenheit, manchmalführt eine Verkettung von Umständen zu einerSituation, die nicht vorhersehbar war. Oft aberist der Grund so offen sicht lich, dass man nichtlange suchen muss. So ging es mir einmal, alsich einhand im Golf von Thailand segelte undplötzlich auf dem Deck liegend zu mir kam.Text und Fotos WOLFGANG HAUSNERSalzwasser herstellt. Jetzt konnte derBlitz irgendwo nach unten knallenund Schaden anrichten, Beispieledafür gibt es ja genug.Ich trieb neben dem noch etwasherausragenden Pütting einige Niro-Schraubenmit dem Hammer insHolzdeck, für Feinheiten war jetztkeine Zeit – und zwickte zwischenden Köpfen und dem Pütting einKupferkabel fest, dessen anderesEnde ich um die Spannschraubewickelte. Dabei sah ich, dass dasabgebrochene Niro-Teil fast zu Gänzedurchgerostet war, kein Wunderalso, dass es zu Bruch gegangen ist.SCHWEISSER UND SQUALLSAm nächsten Tag schmerzte zwarnoch mein Kopf, aber ich hatte wenigstensnicht mehr das Gefühl, einenBienenstock mit mir herumzutragen.Später kam die Insel Samuiin Sicht, um Mitternacht ankerte ichvor dem Chaweng Beach, wo trotzder späten Stunde noch reges Lebenherrschte.Hinter der endlosen Kette vonRessorts und Bungalows, die denStrand einsäumten, befand sicheine lautstarke Straße, die aus Touristengeschäften,Fressbuden undNachtlokalen bestand. Im Ort fandich eine Werkstatt, um die beidenTeile des Püttings wieder zusammenschweißenzu lassen, Niro-Elektroden hatte ich ja immer anBord. Es war zwar eine Notreparatur,aber besser ging es im Momentnicht. Das Pütting war bald wiedermontiert und sollte für die nächstenzwei Wochen halten, bis ichwieder auf den Philippinen war.Kurz darauf zog ich eine Schleifedurch die Inseln nördlich und westlichvon Samui. Eine schöne Gegend,doch wie an der Küste vonMalaysia, treten hier während desSüdwestmonsuns die sogenanntenAng Thong Inseln, einMarine Nationalparkwestlich des Touristen-Hotspots Koh Samui.1/2025 33
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