Südchinesisches Meer Ratte an Bord Ein Saboteur, der die elektrischen Leitungen zum Mast kappt, betrü gerische Agenten, die abzocken wollen, und ein Nachtwächter, der fast eine Kollision mit einem Frachter riskiert … Auf so einem Törn braucht es schon starke Nerven und gelegentliche Phasen der Regeneration – und wenn es nur ein Bad in einem Schlammloch ist. Text und Fotos WOLFGANG HAUSNER Unser zweiter 30-Tage-Aufenthalt auf den Anambas- Inseln ging dem Ende zu und wir mussten in Kürze Indonesien verlassen. Glücklicher - weise kamen meine Tochter Vaitea, ihr Freund Gerhard und Patrick aus Liechtenstein an einem Freitag ohne Verspätung in Tarempa an. So hatte ich genug Zeit, um bei der Zoll- und Gesundheitsbehörde auszuklarieren. Immigration und den Hafenmeister wollte ich am Samstag besuchen, nach dem ich mich vergewissert hatte, dass diese Büros auch offen sein würden. Bei der Einwanderungsbehörde ging alles glatt, nur war die Hafenmeisterei geschlossen – besser gesagt war die Tür zum Büro zwar offen, aber der Zugang durch den Hof war mit einem Vorhängeschloss versperrt. Ich fragte die Frau, die davor saß, was los ist. „Kommen Sie Montag wieder“, war die knappe Antwort. Auf dem Weg zurück traf ich den Zollmenschen, der mich am Tag vorher abgefertigt hatte, und erzählte ihm das. „Kein Problem, Sie brauchen einen Agenten, der kann das fixen.“ Groß - artig, wo die Agenten ihr Nest hatten, wusste ich bereits: im Touristenbüro, wo ahnungslose Neuankömmlinge nach allen Regeln der Kunst gemolken wurden. Dort sprach ich nicht mit 32 1/2021
Wolfgang Hausners Taboo III vor Anker auf Pulau Tiga. Wolfgang Hausners Lebensgefährtin Loida entscheidet sich bei einem Landgang auf Borneo für die Sulusee. Davor hatten beide bereits 30 Tage auf den indonesischen Anambas-Inseln – im Bild ein Fischerdorf in Terempa – verbracht. FOTOS: SHUTTERSTOCK (2) Farizan, der mich bei der ersten Einreise erfolglos um 400.000 Rupien (€ 30,–) erleichtern wollte, sondern einen anderen, genauso schmierigen Typ, der mir glatt wortwörtlich erklärte, der Hafenmeister versteckt sich momentan, aber für eine Zahlung von 400.000 Rupien – anscheinend eine Standardsumme – ließe sich alles regeln. Ab diesem Zeitpunkt wurde die Show lachhaft und meine Geduld war am Ende. Sonnenklar, was da gespielt wurde, plumpe Abzocke, wohl an der Tagesordnung in Indonesien gegenüber Ausländern, aber ohne mich. Wortlos verließ ich das Büro. SABOTAGE Am nächsten Morgen segelten wir nach Durai, einer kleinen Insel, auf der Wasserschildkröten ihre im Sand vergrabenen Eier von der Sonne ausbrüten lassen. Wir hielten Ausschau nach ihnen und wurden nicht enttäuscht. Vaitea stürzte sich gleich ins Wasser, um sie dort zu beobachten. Tags darauf rauschten wir entlang der bergigen Küste von Matak weiter nach Osten, hinter der kleinen Insel Penjalin Besar fanden wir eine gut geschützte Bucht und ankerten auf drei Meter Sandgrund. Mein deutsch-kanadischer Freund Henning ankerte mit seinem Kat neben uns – wie auch schon die letzten zwei Wochen. Er war im Allein gang von Thailand gekommen und wollte gemeinsam mit mir nach Tambobo zurück segeln, weil er wegen der Abu-Sayyaf-Terroristen im Süden der Philippinen etwas beunruhigt war. Die Freude über den schönen Ankerplatz wurde durch die Ratte getrübt, die wir seit einigen Tagen an Bord hatten. Es war das dritte dieser verdammten Biester, immun gegen Fallen jeglicher Art und Gift konnte ich in Tarempa nicht auftreiben. Kein Wunder, denn die Einheimischen hatten ja kein Problem mit ihnen. Öfter hatten wir schon diese Plagegeister am Markt beobachtet, wo sie zwischen den Gemüseständen nicht herum - wuselten, sondern dreist herumsaßen, Maulaffen feilhielten und vor Menschen keine Scheu hatten. Unsere Ratte wollte ich von Bord haben, bevor wir nach Malay - sien segelten. Aber sie war unauffindbar. Erst zwei Tage später auf offener 1/2021 33
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